8. Das Wunder der Vergebung
Es war noch sehr früh am Morgen, als sich das
Sonnenlicht zaghaft am Himmel zeigte, um die Dunkelheit der Nacht zu
vertreiben.
Ein Bursche ging den schmalen Pfad durch den
Wald hinauf, zu der kleinen Kapelle der Erzengel, wo er mit vier anderen
Brüdern und einem ehrwürdigen Greis asketisch zusammenlebte. Dieser war Abt in
diesem kleinen Kloster und als liebender und mitfühlender Beichtvater bei
denjenigen bekannt, die zu ihm beichten gingen.
Schon bald kniete der junge Mann vor diesem ehrwürdigen
Geistlichen und öffnete sein Herz, um alle seine Sünden zu bekennen.
Der Bursche war erst vor kurzer Zeit von seinem ausschweifenden Leben
zurückgekehrt und kämpfte nun mit viel Ehrgefühl, in Übereinstimmung mit dem
Willen Gottes zu leben. Einige Male gelang es ihm, aber einige Male nicht, was
zur Folge hatte, den gleichen Fehlern und Sünden zu verfallen. Dann war sein
Herz von Trauer und Enttäuschung erfüllt
und dachte manchmal daran aufzugeben.
Der Teufel aber, der ihn bis jetzt ganz fest in
seinen satanischen Fängen hielt und ihn leicht auf die Straßen der Sünde verführte,
pflanzte in seine Gedanken Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Er sagte, dass
er ihm gehöre und, dass es keine Erlösung mehr für ihn gäbe.
Der Bursche kämpfte mit aller Kraft sich von den
bösen teuflischen Fesseln zu distanzieren und darum lief er immer wieder zu
seinem ehrwürdigen Seelenführer, um ihm
seine Fehler zu beichten und Vergebung zu erhalten.
Darum kam er auch heute, um ein wenig Mut im
Kampf seines Heils entgegen nehmen zu können.
„Mein lieber Pater, ich entschuldige mich noch
einmal. Ich bitte Sie um Verzeihung für die gleichen fleischlichen Fehler, die
ich gemacht habe und meinen lieben Gott
damit verletzte. Ich fühle mich beschämt, dass ich weiterhin den gleichen
Fehler mache und ich nicht die Kraft habe ihn zu besiegen. Ich fühle mich so,
als sei ich der unwürdigste Mensch der Welt und viele Male schäme ich mich, das Bild, meines süßen Jesus
anzusehen. Ich weiß, dass ich Ihn ständig mit den Nägeln meiner Sünden
verwunde. Wird Er mir wohl verzeihen? Liebt Er mich, auch wenn ich noch so
sündig bin oder lehnt Er mich ab und entfernt sich weit weg von mir, jedes Mal
wenn Er sieht, dass ich in Sünde verfalle? Geben Sie mir etwas Mut, etwas
Kraft. Ich will nicht zu meinem alten ausschweifenden Leben zurückkehren. Sagen
Sie mir, ob der Herr mich liebt und die Fehler duldet, die ich mache.“
Dieses und vieles andere sagte er, zu Füssen des
ehrwürdigen Seelenführers kniend, während aus seinen Augen unaufhörlich Tränen
des Schmerzes und der Trauer für seine Sünden liefen.
„Mein geliebtes Kind, sei nicht betrübt und nicht
enttäuscht über die Schwächen deines Körpers, die dich quälen. Unser
liebevoller Jesus ist sehr barmherzig zu allen Seinen Kindern und vor allem zu
denjenigen, die dafür kämpfen, sich aus den bösen Fesseln der Sünde zu befreien.
Zweifle nicht, dass Er dich liebt und verehrt. Auch wenn du große Fehler und
Sünden begehst, liebt Er dich wie eine Mutter ihr Baby. Er liebt dich so sehr,
mit so viel Zärtlichkeit und mütterlicher Liebe, die, wenn du sie einmal fühlen
könntest, niemals mehr auch nur eine einzige Sünde machen wolltest, um Ihn nicht
zu verletzen, als liebevolle Mama Seiner Seele.“
„Ist Er mir nicht böse, wenn ich diese Fehler
begehe?“
„ Eine wirkliche Mutter, mein Kind, wird niemals
wegen den Schwächen ihres Kindes
verärgert
sein. Sie wird nur mit ihrem Kind zusammen leiden, weil sie sieht, wie es durch
die Bosheit Satans gequält wird. Dieser Schmerz veranlasst sie, sich vor dem
Thron Gottes niederzuknien und für ihren einzigen Schatz zu flehen.“
„Was sagt Christus, wenn Er mich fallen sieht und
ich nicht die Kraft habe zu kämpfen oder der Macht der Sünde zu widerstehen?“
„Wie ich schon sagte, mein Kind, ist Christus wie
eine Mutter. Er hält dich fest in Seinen Armen und flüstert immerzu, in die
Ohren deiner Seele, liebevolle mütterliche Worte, die jede Mama ihrem Baby
sagt. Er weiß sehr gut, wie schwach du bist, aber Er weiß auch wie gerne du
nicht etwas tun möchtest, das Sein göttliches Herz verletzen würde. Und darum,
jedes Mal, wenn du durch die List des Satans zu verschiedenen Fehlern verführt
wirst und fällst, wird Er dich nicht nur nicht verlassen, im Gegenteil, Er wird
dich noch fester in Seine Arme schließen und auf den Moment warten bis du deine
Fehler erkennst und Ihn demütig um Vergebung bittest. Dann wird Er es, wie eine
Mama die ihr Kind mit voller Windel und Schmutz sieht, zuerst von jeglichem
Schmutz reinigen und ihm dann das neue Gewand der Reue und Umkehr anziehen. Ich
werde ein Ereignis nicht vergessen, mein Kind, das mir vor ein paar Jahren
passiert ist und für mich der Anlass war den harten Weg zu ändern, den ich bis
dahin jedem Sünder gegenüberstellte, der zu mir beichten kam. Soll ich es dir
erzählen?“
„Ich möchte es nicht einfach nur hören, sondern ich
warte sehnsüchtig drauf es zu hören!“
„Einmal war ein junger Mann ins Kloster gekommen,
um zu beichten, der unter den gleichen Fehler litt wie du und für eine Nacht
bleiben wollte. Damals hatte ich die Angewohnheit von meinem eigenen
Seelenführer, der ein sehr strenger Verfechter
der spirituellen Wertvorstellungen war, den Sündern strenge Weisungen
aufzuerlegen, als Sühne für die Sünden, die sie begangen haben und sie nicht
davon ablassen konnten. So dachte ich mir, auch diesem
jungen Mann eine so große Weisung zu verhängen. Die Traurigkeit seines Herzens
aber und die vielen Tränen berührten mein Herz und ich wollte es nicht tun. Ich
fragte mich, wenn es mein eigenes Kind wäre, wenn ich es zur Welt gebracht
hätte, würde ich dann auch so streng und hart sein? Ich sah mich selbst mehr
als Richter der Menschen für ihre Fehler, abhängig von der Größe der Sünde, kam
dann die Strafe und sah mich weniger als Vater der mit seinem, von der Sünde
verletztem Kind weint und mitfühlt. Ich fühlte, dass es God leid tat, als ich mich
so streng verhalten hatte. Ich stand mehr wie ein Adoptivvater zu Seinen
Kindern, als ein normaler, fürsorglicher und liebender Vater, der zu Seinem
eigenen Fleisch und Blut steht. Ich war in großer Ratlosigkeit und wusste
nicht, wie ich das Problem behandeln sollte. Mit diesen Überlegungen legte ich
mich in dieser Nacht schlafen. Dann erleuchtete meine Seele eine himmlische
Vision oder ein Traum, ich weiß es nicht genau, was es war, das mir dabei half,
die Größe Seiner göttlichen Barmherzigkeit herauszufinden. Es war als ob ich
mich in einer wunderschönen Kirche befand, in der ich den jungen Mann sah, der
zu mir gekommen war, um zu beichten. Es war zurzeit der göttlichen Liturgie als
der Priester beim großen Einzug die heiligen Mysterien in den Händen hielt.
Rechts und links von ihm waren hellerleuchtete Engel, die lobpreisten. Als ich
jedoch genauer hinsah bemerkte ich, dass der Priester ein wunderschönes kleines
Kind, in seinen Händen trug, das süßlächelnd die gesamte Kirchengemeinde
segnete. Als es in die Nähe des bekannten jungen Mannes kam, hielt die
Prozession an und das Kind, ich verstand sofort, dass es unser Herr Jesus als
kleines Kind war, kam auf den jungen Mann zu und sah ihn mit viel Liebe und
Zuneigung an. Dieser klagte weinend und bat ununterbrochen um Vergebung. Aus
Scham über seine Fehler und Sünden, traue er sich nicht den Blick zu heben und den kleinen Jesus
anzusehen. Dann streckte das barmherzige Jesuskind Seine göttlichen Händchen
aus und hob mit viel Zuneigung und Zärtlichkeit das Gesicht des jungen Mannes
langsam an, bis sich ihre Blicke trafen. Nie zuvor sah ich liebevollere,
zärtlichere und fürsorglichere Augen! Es war als ob sie zu dem jungen Mann
sagen würden, wie sehr ihn der süße Jesus liebt und ihm alle Fehler, die er
begangen hat, vergeben sind! Aus den Augen des jungen Mannes liefen Tränen der
Reue und Freude, während ihm der kleine Jesus so süß zulächelte! Er wendete
sich nun an mich und sagte mir sehr liebevoll, aber mit einem etwas traurigen
Ausdruck: "Für Meine verletzten Kinder kam ich auf die Erde, um
gekreuzigt zu werden. Um sie von der Knechtschaft Satans zu befreien. Bitte sei
barmherzig, wie Ich es bin, dein Gott, und werde nicht zur Ursache mit
deiner Härte, dass Meine gequälten Kinder aus Meinen Armen verloren gehen. Sei
barmherzig, barmherzig, barmherzig!“ Er sagte es dreimal zu mir, und dann verschwand Er in einem
hellen Licht und auch die Vision war weg. Ich werde nie die Süße des kleinen
Jesus vergessen, aber auch die Schmerzen und Qualen, die Seine Äugelchen, von
den sündigen Seelen, betrübten. Seit dieser Zeit möchte ich nur noch
Barmherzigkeit allen sündigen Seelen übermitteln, die mit Ehrgefühl auf dem
gesegneten Weg der Umkehr kämpfen.“
„Danke, mein Vater, für die himmlische
Geschichte, die du mir erzählt hast. Ich denke, dass ich schon die beste Lehre
erhalten habe, die mir dabei hilft, mit Ehrgefühl zu kämpfen. Ich möchte mich
aus meinen sündigen Fesseln befreien zur großen Freude meines geliebten
Erlösers und Königs Jesu!“
„Ich wünsche dir von ganzem Herzen, mein Kind,
dass du dieses erreichen wirst.“